Verkehrszeichen “Objekte, Hindernisse oder Teile auf der Straße”

Ein Verkehrszeichen für Wechselverkehrszeichen (VMS), seine langwierige Entwicklung und eine Methode, LED-Abbildungen zu verbessern.

Vorschlag eines neuen LED-Wechselverkehrezeichens und seine Entwicklungsgeschichte, die von 2006 bis 2021 dauerte. Das Zeichen steht exemplarisch für eine verbesserte Gestaltung von Abbildungen auf LED-Anzeigeflächen.

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Aufgrund der Nachfrage zu einer Warnung vor Gefahren ausgehend von verschiedenen Objekten, die auf die Straße gefallen sind, übernahm EU Forschungsprojekt SOMS/In-Safety die Aufgabe, ein adäquates Sinnbild für die Anwendung auf Wechselverkehrszeichen mit lichtemittierenden Dioden (LED) zu gestalten.

Dazu wurden mehrere Gestaltungdurchgänge vorgenommen, jeweils gefolgt von Tests, die den Grad der Verständlichkeit der so erarbeiteten Sinnbilder feststellen. Während die Gestaltung auf einer neuartigen Methode beruhte, die es erlaubt, die Sichtdistanz gleichzeitig für LED- und gewöhnliche Verkehrszeichen zu vergrößern, erfolgten die Tests in drei Ländern, nach ISO 9186:2001.

Variante A und B von Referent 2.3.11

Symbol ‚A’ (No. 2.3.11) erreichte ein niedriges Ergebnis von 14.2 (von 100) im 1. Verständlichkeitstest. Daher wurde ein neues Symbol erstellt und erneut getestet (2.3.11, B, 2. Verständlichkeitstest), mit 66 (von 100).


Dieses durchschnittliche Ergebnis ist als eine Verbesserung zum generischen Gefahrenzeichen A, 32 der UN Konvention für Verkehrszeichen und Signale (in Österreich StVO § 50 Z 16 “Andere Gefahren”) anzusehen. Denn A, 32 erfordert eine Zusatzztafel in der lokalen Sprache (z.B. “Teile”, etc.) um die Gefahr zu spezifizieren, da das “Ausrufezeichen” (!) keinen visuellen Hinweis auf die Art der Gefahr gibt. Damit wird es jenen, die der lokalen Sprache nicht mächtig sind unmöglich gemacht das Verkeherszeichen zu verstehen.

Dornröschenschlaf, neue Informationen und neue Vorgaben

Variante B blieb für 12 Jahre das für die Anwendung vorgeschlagene Sinnbild, bis ASFiNAG den Autor dieses Artikels 2021 beauftragte, eine Vielzahl an Verkehrszeichen für die Verwendung auf LED-Wechselverkehrszeichen zu entwickeln. Das erfolgte unter Zuhilfenahme aktualisierten Wissens zur visuellen Gestaltung und Sichtentfernungen aus einer Studie von 2019, durchgeführt bei Swarco Futurit.

Als eine Voraussetzung des Projektes hatten Gefahrenzeichen auf LED-Wechselverkehrszeichen den roten, dreieckigen Rahmen zu enthalten, wodurch wenig nutzbarer Raum (und damit wenige LED-Elemente) für die Darstellung von Symbol B innerhalb des Rahmens zur Verfügung stand. Damit konnten die für die Erkennbarkeit auf größere Sichtdistanzen erforderlichen Abstände zwischen den aktiven (leuchtenden) LEDs nicht eingehalten werden. Das wahrgenommene Abbild des Symbols entsprach einer Ansammlung gleich großer, gleichmäßig verteilter Elemente ohne erkennbaren Bildinhalt.

Dementsprechend musste der Bildinhalt des Sinnbildes vereinfacht werden, was bedeutete, ernaut von vorne zu beginnen.

Entwicklung eines Sinnbilds mit bereits verwendeten (bekannten) Komponenten

Im Unterschied zu anderen grafischen Kommunikationssystemen haben Verkeherszeichen den Vorteil, in der Fahrschule erlernt zu werden. Aus diesem Grund sind die Elemente des Systems als verständlich anzusehen. Gleichzeitig können sie weniger bildhaft oder komplex sein, da sie nicht selbsterklärend sein müssen. Das ermöglicht eine einfachere Gestaltung des Zeichens “Objekte, Hindernisse oder Teile auf der Straße”, das in den roten dreicekigen Rahmen passt und dabei visuell erkennbar bleibt.

Viele Verkehrszeichen verweisen auf ihre Bedeutung durch visuelle Hinweise, was das Erlernen und Erinnern vereinfacht. Die Zeichen A, 7 “uneven road” (unten) nutzen Variationen eines horizontalen Balkens im unteren Bereich der Fläche innerhalb des roten, dreieckigen Rahmens, um auf verschiedene Zustände der Straßenoberfläche hinzuweisen. Dieses Prinzip wurde mit einem horizontalen Balken, der für “Straße” oder “Fahrbahn” steht in das Zeichen “Objekte, Hindernisse oder Teile auf der Straße” übertragen.

Wie in A, 11a “falling rocks” (in Österreich StVO § 50 Z 10b Steinschlag, unten) werden Objekte, die auf die Straße fallen oder gefallen sind im freien Fall und ohne die Verwendung von “action lines” (bekannt aus Comiczeichnungen), die das Fallen andeuten, dargestellt. Zur klaren Differenzierung von den amorphen “Steinen” aus A, 11a wurde die Darstellung einer Kiste, wie aus Symbol WO15 „Warning; Overhead load“ des internationalen Standard ISO 7010 „Safety colors and safety signs“ übernommen, um die Konzepte “Objekte”, “Hindernisse” oder “Teile” zu visualisieren.


Das Ergebnis

Nach Zusammenfügung der beiden grafischen Komponenten “Straße” und “Kiste” stellt sich die Abbildung als einzigartig heraus, die nicht mit einem anderen existierenden Zeichen verwechselt werden kann. Das Zeichen ist in den vier für Österreich vorgeschriebenen Größen klar erkennbar. Diese vier Formate sind KOSTENFREI hier erhältlich: TS0330LED.

Empfehlungen für die Anwendung:

Bitte beachten: Die digitalen Bilddateien zur Anzeige auf LED-Wechselverkehrszeichen wurden mit einer anti-aliasing (anti-treppenbildungs-) Funktion erstellt, um dem optischen “Verschmelzen”der per LED dargestellten grafischen Komponenten und der daraus folgenden, verschlechterten Erkennbarkeit entgegenzuwirken (wie in dieser Studie von 2019 festgestellt). Das Wechselverkehrszeichen-Anzeigegerät selbst muss dementsprechend nicht mit einer Anti-aliasing Funktion ausgestattet sein.

Weiters ist zu beachten, dass während der ersten 10 Jahre der Nutzung des Zeichens
ein Terminus wie “Ojekte” oder “Teile” zusammen mit dem Zeichen eingesetzt werden sollte, um die Verständlichkeit der Bedeutung in der Einführungsphase zu unterstützen. Nach 10 Jahren sollte der Terminus nicht weiter verwendet werden.

Schlussfolgerung

Das neue Symbol für das Gefahrenzeichen “Objekte, Hindernisse oder Teile auf der Straße” beinhaltet die erforderlichen grafischen Hinweise, um erlernt und wiedererkannt zu werden und rechtzeitig zu reagieren. dabei bleibt es eindeutig visuell erkennbar und von anderen Verkehrszeichen unterscheidbar, auch bei geringer Abbildungsgröße.

Die Ergebnisse zur Gestaltung von Verkehrszeichenabbildungen für LED-Anzeigegeräte aus der Studie von 2019 (Link siehe oben), die auch zur Erstellung des Gefahrenzeichens “Objekte, Hindernisse oder Teile auf der Straße” eingesetzt wurden, stellen die visuelle Erkennbarkeit in Relation zu cfahrtgeschwindigkeit und Sichtdistanz sicher. Die Nutzung von anti-aliasing bei der Gestaltung von Verkehrszeichen ist ausdrücklich empfohlen.

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